Marius von Mayenburg – Der Hund, die Nacht und das Messer
Theater an der Winkelwiese Zürich 2009
Regie: Stephan Roppel
Bühne und Kostüme: Petra Straß
Musik: Bo Wiget
Licht: Stefan Marti
Technik: Stefan Marti/Michael Omlin
Dramaturgie: Fanti Baum
Fotos: Judith Schlosser
Der Hund, die Nacht und das Messer. Ein Alptraum erobert die Bühne und die Zuschauer, eine gruselige und groteske Geschichte im Theater an der Winkelwiese.
In Marius von Mayenburgs neuem Stück geraten Raum, Zeit und Individualitäten in eine zerstörerische Auflösung. Auf seinem fiebrigen Trip durch das Feindesland sieht sich M bedrohlichen und rätselhaften Kräften ausgesetzt. Die Gesetze der zivilisierten Welt sind aufgehoben. Es ist ein antizivilisatorisches Traumspiel und ein science fictionartiger Psychothriller zugleich.
art-tv Online 24.01.2009
"Surreale Angstzustände" ..."Der Hund, die Nacht und das Messer" wirkt wie wenn ein Stück Kino auf die Bühne gebracht worden wäre. Zwischen Ähnlichkeiten mit Mystery- Thrillern, Krimis und Horrorfilmen erinnert es vor allem an die Filme von David Lynch. In dieser Stadt scheinen ganz eigene Regeln zu herrschen; was Fakt war gilt plötzlich als Lüge, die Zeit läuft aus den Fugen ...
Anna-Katharina Müller und Sebastian Krähenbühl wechseln in kürzesten Abständen Identitäten und Funktionen, nur mit Hilfe kleiner Änderungen an ihrem Kostüm und einer großen ( und großartigen ) Variation in Tonlage, Sprachduktus und Gestik. Die Figuren sterben am Laufmeter, was ab einem gewissen Zeitpunkt ins Groteske mündet. Nur Wowo Habdank bleibt M; diesen gibt er aber mit großer Überzeugung, indem er auch kleinste Gefühlschwankungen in sein Spiel mit einbaut und das Publikum in den Bann der Furcht und der Unvorstellbarkeit zieht ...Petra Strass' Bühnenbild mit der uneinladend wirkenden Wellblechwand und den Türen, die einmal an den einen, einmal an den anderen Ort führen und Bo Wigets Musik, die die bedrückende und angstschwangere Atmosphäre hervorragend unterstreicht, runden das Bild ab und lassen keinerlei Lücken entstehen
Lisa Letnansky 06.02.2009
"Klaustrophobisch"...Die zunehmende Orientierungslosigkeit - situativ, räumlich und zeitlich - zieht nicht nur der Hauptfigur Wowo Habdank den festen Boden unter den Füssen weg, sondern schafft es in dieser letztlich doch wieder typisch reduzierten Roppel-Regiesprache, auch dem Publikum sämtliche Sicherheiten und verlässliche Parameter zu entziehen. Einen einzigen Halt, wenn auch nur für Bruchteile von Momenten, bieten sich diesem Odysseus durch eine endzeitliche Welt: Der Kuss. In den Momenten des Kusses steht die Welt herum still...Eine wahrliche Horrorstory, die einen packt und nicht mehr loslässt...
P.S. 29.01.2009
"Menschentiere und Wolfshunde" Marius von Mayenburgs albtraumartiges Stück liefert die Bilder zu Kulturtheorien, die jederzeit mit dem Einbrechen der scheinbar ausgeschlossenen Natur rechnen. Zum Glück erschöpft es sich nicht darin...die eingehende Betrachtung des Bühnenbildes lohnt sich in diesem Fall ( von Petra Strass ) besonders.Die Wände des Kellergewölbes sind mit Wellblech verkleidet, das durch verschiedene Blau- Stufen und einen schmutzig wirkenden Abschluss im Übergang zum Boden Struktur erhält und sich an die wechselnden Handlungsorte ( Sackgasse, Wohnung, Gefängnis, Spital, Steppe ) anzupassen scheint. Darein eingelassene, fast unsichtbare Türen sowie ein nur halbtransparentes Fenster suggerieren eine unbestimmte Aussenwelt, die nicht draussen bleibt und weniger Hoffnung weckt denn Angst.
Neue Züricher Zeitung 26.01.2009
"Mayenburgs Messer" ...Für die Schweizer Erstaufführung von "Der Hund, die Nacht und das Messer" des Münchners Marius von Mayenburg, der seit vielen Jahren an der Berliner Schaubühne als Dramaturg und Hausautor arbeitet, hat die Bühnenbildnerin Petra Strass die Kellerwände der Winkelwiese mit vergilbtem türkisfarbenem Wellblech verschalt. Schmale Gitter und versteckte Klapptüren sind darin eingelassen, die den Spielenden schnelle und unerwartete Auftritte und Abgänge ermöglichen.
Beachtliche zehn Figuren teilen sich Anna-Katharina Müller und Sebastian Krähenbühl, die neben Habdank auf der Bühne stehen.
Tages-Anzeiger 26.01.2009